Seit über 14 Jahren steht Sandra Dünschede angehenden Autorinnen und Autoren als Studienleiterin an der Schule des Schreibens mit Rat und Tat zur Seite. Anlässlich der Veröffentlichung Ihres neuen Krimis haben wir ein kleines Interview mit ihr geführt.
Sandra Dünschede ist selbst mit Leidenschaft Krimiautorin und hat 2006 ihren ersten Krimi „Deichgrab“ bei Gmeiner veröffentlicht. Inzwischen hat sie mehr als 20 Bücher geschrieben – im Februar 2025 ist gerade ihr neuer Krimi „Friesenrausch“ erschienen.
Liebe Frau Dünschede, Sie brennen für das Krimi-Genre, schon immer. Was fasziniert Sie so am Krimischreiben?
SD: Mich reizt vor allem die Motivation des Täters/der Täterin. Jeder Mensch kann zum Mörder werden kann – es ist nur eine Frage der Umstände und der individuellen ‚Hemmschwelle‘. Wann ist der Punkt erreicht, an dem beispielsweise die Angst, der Hass zu groß sind? Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es nicht unbedingt kaltblütige Menschen, sondern Leute wie du und ich sind, die ihren Nachbarn oder die Ehefrau umbringen. Das fasziniert mich am Krimi, und manchmal ängstigt es mich auch.
Gerade ist Ihr neuer Krimi „Friesenrausch“ erschienen. Es ist der 16. Fall für Kommissar Dirk Thamsen. Was macht die Hauptfigur in einem Krimi aus und wie haben Sie Dirk Thamsen entworfen?
SD: Authentizität ist mir besonders wichtig. Die Figuren müssen lebendig sein. Das erreiche ich nur mit einem gut ausgearbeiteten Charakterprofil, denn wenn ich selbst kein Bild von meinem Kommissar habe, wie soll ich ihn in der Geschichte ‚auftreten‘ lassen?
Die Idee zu Kommissar Thamsen ist während eines Besuchs bei der Niebüller Polizei entstanden. Es gibt zwar keine 1:1 Vorlage, aber durch meine Eindrücke habe ich Facetten zu einer Figur zusammengefügt – dabei herausgekommen ist Dirk Thamsen.
Wenn nicht Krimi, welches Genre würden Sie entdecken wollen? Und warum?
SD: Das Genre Generationenroman reizt mich; an einer Idee arbeite ich bereits. Ich finde es spannend, die Entwicklung von Figuren im Kontext des jeweiligen historischen Hintergrunds zu beleuchten. Außerdem bietet ein Generationenroman die Möglichkeit, Figuren länger zu begleiten als nur für die Dauer der Ermittlungen.
Cliffhanger, Suspense, Spannung – wie gelingt es Ihnen, dass das Buch bis zur letzten Seite spannend bleibt? Was sind dabei die wichtigsten Techniken im kreativen Schreiben?
SD: Eine gute Vorarbeit ist der Schlüssel zu einem spannenden Krimi. Thema und Plot müssen per se interessant sein. Im Handlungsverlauf habe ich dann zahlreiche Möglichkeiten (Verdächtige, falsche Fährten, Spuren, etc.), um den Konflikt zu verschärfen.
Wichtig ist es, im Vorwege die Geschichte des Verbrechens zu erarbeiten, um den Fall im Krimi überhaupt rückwärts aufrollen zu können. Dabei kann ich gezielt überlegen, wann welches ‚Puzzleteil‘ entdeckt, und zum großen Ganzen hinzugefügt werden soll.
Sie betreuen als Studienleiterin an der Schule des Schreibens Teilnehmende in der Schreibwerkstatt pur bei ihrem Einstieg ins kreative Schreiben. Was macht die Arbeit für Sie im Besonderen aus?
SD: Mir gefällt die Möglichkeit, andere Schreibende dabei zu unterstützen, aus ihren Ideen spannende Geschichten, einen Roman oder auch Krimi zu entwickeln. Es macht mir großen Spaß zu sehen, welche Fortschritte sie beim Schreiben machen und dabei von meinem Erfahrungsschatz abzugeben. Und auch für mich ist die Auseinandersetzung mit anderen Texten eine gute Übung, mich selbst immer wieder auf Schreibtechniken zu fokussieren und Neues dazuzulernen. Es ist für beide Seiten eine sehr inspirierende und erfüllende Zusammenarbeit, die mir große Freude bereitet.
Welche 3 Tipps geben Sie angehenden Autoren und Autorinnen mit, die sich an ihren ersten Krimi oder Thriller wagen möchten?
- Mutig sein – keine Angst vor menschlichen Abgründen
- Eine gute Recherche ist das A und O
- Dranbleiben